Rund 1000 Schülerinnen und Schüler freier Schulen protestierten am 12. Mai 2015 vor der Thüringer Staatskanzlei in Erfurt gegen die Ungleichbehandlung gegenüber staatlichen Schulen im Freistaat. Mit ihrem bunten, lautstarken aber friedlichen und fairen Auftritt forderten sie die Landesregierung dazu auf, den Gesetzentwurf zur Finanzierung der freien Schulen nachzubessern.
An der Protestaktion beteiligten sich Schülerinnen und Schüler sowie Mitarbeitende und Eltern aus Grund-, Förder- und weiterführenden sowie berufsbildenden Schulen, die sich in der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Schulträger in Thüringen zusammengeschlossen haben. Angereist waren sie aus Apolda, Eisenach, Erfurt, Heiligenstadt und Meiningen. Mit Plakaten mit Aufschriften wie „Für eine bunte Bildungslandschaft“, „Chancengleichheit für alle Schüler“ oder „Gerechtigkeit für freie Schulen“ brachten sie ihre Forderungen zum Ausdruck.
„Hinter dieser schönen Fassade der Staatskanzlei beraten die Mitglieder der Landesregierung bald wieder über ein Gesetz, das unsere Schulen in Gefahr bringt“, erklärte Marco Eberl, Koordinator der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Schulträger in Thüringen und Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland. Insbesondere kritisierte er, dass die Finanzhilfe für die freien Schulen künftig lediglich um 0,25 Prozent pro Jahr und Schüler steigen soll. Im Koalitionsvertrag hatte die Rot-Rot-Grüne Landesregierung hingegen zugesagt, die Finanzhilfen für freie Schulen in Thüringen transparent und auskömmlich gestalten zu wollen.
„Mit der gemeinsamen Protestaktion wollen wir ein Zeichen dafür setzen, das wir die Pläne der Landesregierung nicht widerstandslos hinnehmen und die Einhaltung der Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einfordern. Wir sind jedoch dazu bereit, partnerschaftlich über Verbesserungen des aktuellen Gesetzentwurfs zu reden“, so Winfried Weinrich, Koordinator der LAG und Leiter des Katholischen Büros Thüringen.
Die anwesende Bildungsministerin Birgit Klaubert lobte den Auftritt der Schülerinnen und Schüler als Ausdruck demokratischen Engagements und betonte, dass gute Bildung in Thüringen unabhängig vom Geldbeutel der Eltern auch in Zukunft Realität sein sollte. Zudem lud sie Vertreter der freien Schulträger sowie Schülersprecherinnen und -sprecher spontan zu einem Hintergrundgespräch in die Staatskanzlei ein. An der Runde, an der auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) teilnahm, wurde das weitere Verhandeln auf Augenhöhe und eine Überarbeitung des Gesetzentwurfs verabredet. Ein Folgetermin wurde ebenfalls bereits in Aussicht gestellt.
„Mit ihrem Auftritt haben die Schülerinnen und Schüler den Politikern vor Augen geführt, dass die Bildungslandschaft in Thüringen auch dank der freien Schulen von hoher Qualität und vielfältig ist; und dass es sich lohnt, für ihren Erhalt zu streiten.“, so das Fazit von Marco Eberl. Symbolisches für die 157 freien Schulen in Thüringen ließen die Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Grundschule Erfurt 157 bunte Luftballons in die Luft steigen.